Gesprächsforen zur Zukunft der Nationalparkregion
Wie man auch bei schwierigen Themen wieder ins Gespräch kommt
Landrat Michael Geisler und der Leiter der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz von Sachsenforst (NLPFV) Uwe Borrmeister begrüßten am 6. März 2024 über 80 Teilnehmer zum bereits dritten Gesprächsforum zum Thema Entwicklung der Nationalparkregion, diesmal auf der Burg Hohnstein. Als Gäste nahmen auch der Sächsische Innenminister Armin Schuster sowie die Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, Regina Kraushaar, teil.
Mit dem regionalen Schwerpunkt der Vorderen Sächsischen Schweiz diskutierten Bürger, Touristiker, Vertreter von Behörden und Institutionen sowie weitere interessierte Gäste mit Experten zu den Themen Waldbrandschutzmaßnahmen, Tourismusentwicklung, Wege und Waldentwicklung im Nationalpark und im Landschaftsschutzgebiet.
In zwei jeweils 45-minütigen Gesprächsrunden fand ein reger Austausch an den unterschiedlichen Thementischen statt, bei denen einerseits Bedenken und kritische Aspekte angesprochen, aber auch konstruktive Lösungsvorschläge zur Disposition gestellt wurden.
Waldbrandschutzmaßnahmen
Großes Interesse bestand nicht nur beim Thema „Waldbrandschutzmaßnahmen“, wobei dies nach den Bränden im Nationalpark in den letzten Jahren noch immer sehr kontrovers diskutiert wurde. In 90 Prozent aller Waldbrände ist der Mensch der Verursacher, sei es durch Unachtsamkeit, Fahrlässigkeit oder schuldhaft durch Brandstiftung. Dank der höheren Zahl von Rangern der Nationalparkwacht können die Besucher besser informiert, Ordnungswidrigkeiten, wie illegales Feuer öfter entdeckt und auch strafrechtlich relevante Verstöße konsequenter verfolgt werden. Durch gemeinsame Übungen zwischen den Freiwilligen Feuerwehren und den Rangern wurden im vergangenen Jahr sieben illegale Lagerfeuer entdeckt und frühzeitig in Zusammenarbeit gelöscht. Für den schnellen Erstangriff stehen jetzt sieben Zisternen mit einem Gesamtvolumen von 500.000 Litern Löschwasser zur Verfügung.
Durch das Sächsische Innenministerium wurde mittlerweile die Rechtsgrundlage geschaffen, dass die Landkreise Brandverhütungsschauen im Wald vornehmen dürfen. Außerdem stellt der Freistaat neue Waldbrandbekämpfungstechnik zur Verfügung. „Ich bin sehr froh, dass das erste Fahrzeug bereits Ende dieses Monats ausgeliefert wird und im Laufe des Jahres weitere hinzukommen sollen“, so Landrat Geisler.
Tourismusentwicklung
Ina Kische, stellvertretende Geschäftsführerin des Tourismusverbandes Sächsische Schweiz, stellte die Einbindung des Nationalparks in die abgestimmte Entwicklung des Tourismusleitbildes Sächsische Schweiz vor. Dieser unterstützt beispielsweise die Entwicklung der „Gästekarte mobil“ und die Bemühungen zur Etablierung der Nationalparkregion als nachhaltiges Reiseziel. Nicht zuletzt ermöglicht der Status Nationalpark die Teilnahme an erheblichen Werbebudgets.
Teilnehmer des Gesprächsforums stellten vor allem Fragen zu den touristischen Projekten, mit denen in und um Hohnstein die Entwicklung vorangetrieben werden sollte. Häufig waren es die naturschutzrechtlichen Regelungen zum Schutz des Landschaftsschutzgebiets, vereinzelt auch des Nationalparks, die diesen entgegenstanden.
Waldentwicklung und Wegekonzept
Sowohl Uwe Borrmeister als auch Andreas Knaak von der Nationalpark- und Forstverwaltung wünschen sich, dass sich Wald und Landschaftsschutz sinnvoll ergänzen. Wichtig sei aber auch ein vorausschauender Ausbau von Wanderwegen und Stiegen, um den Tourismus in der Nationalparkregion mit Augenmaß zu lenken.
Deutlich wurde auch die wiederholte Forderung nach grenzüberschreitenden Wegen. Wichtig sind diese in erster Linie für den Rettungsdienst, aber auch in der touristischen Nutzung, um Wanderziele länderverbindend attraktiv zu machen.
Resümee
Im Rückblick auf die beiden im Jahr 2023 stattgefundenen Gesprächsrunden stellte Landrat Michael Geisler fest, dass nach den Waldbränden im Jahr 2022 und dem in der Folge erstellten Handlungskonzept mit Empfehlungen der Expertenkommission bereits eine Menge passiert ist: „Zwischenzeitlich hat der Landkreis ein Konzept zur überörtlichen Hilfe erstellt, welches die Feuerwehrkameraden vor Ort strukturiert unterstützt. Auch die Netzwerkarbeit zwischen der Nationalpark- und Forstverwaltung und der unteren Brandschutz-, Rettungsdienst- und Katastrophenschutzbehörde wurde deutlich intensiviert.“
Dennoch besteht in etlichen Punkten noch dringender Handlungsbedarf. So prägten auch diese Veranstaltung wieder die Diskussionen zum Thema Erosion und Sicherheit: Auf der einen Seite steht das Naturerlebnis, andererseits ist auch die Sicherheit vor dem Hintergrund der in der Sächsischen Schweiz bestehenden Veränderungen und Gefahren durch Erosion ein wichtiger Faktor. Ganz konkret im Fall der ungeklärten Zukunft der „Amselfallbaude“ ist dringend eine Entscheidung herbeizuführen. Gleiches gilt auch für die derzeit gesperrte Felsenburg Neurathen.
Der Landrat bekräftigte nochmals seine Intention zur Fortsetzung der Gespräche: „Ich habe gemerkt, dass zu den auch heute wieder angesprochenen Themen ein ungebrochenes Interesse besteht; ich finde das gut, wichtig und richtig. Ich wünsche mir, dass wir den offenen Dialog fortsetzen und letztendlich gemeinsam Wege finden, die Sie, die Menschen, die hier leben, mittragen können.
Das liegt auch im Interesse des Leiters der Nationalpark- und Forstverwaltung Sächsische Schweiz, Uwe Borrmeister: „Nach dem nunmehr dritten Gesprächsforum in Sebnitz, Bad Schandau und jetzt in Hohnstein haben wir uns sehr über das rege Interesse an der Nationalparkregion gefreut. So konnten viele Hintergründe zu aktuellen Belangen und Wünschen erläutert werden, doch sind jeweils auch viele Fragen offengeblieben. Deshalb ist das dritte Gesprächsforum nicht der Abschluss, sondern der Anfang weiterer Gesprächsrunden im kleineren Rahmen in den Ortschaften im und um den Nationalpark.“
Hintergrund: Im Rahmen der rechtlichen Möglichkeiten trägt die Nationalpark- und Forstverwaltung von Sachsenforst den traditionellen Erholungs- und Sportinteressen im Nationalpark und im Landschaftsschutzgebiet Sächsische Schweiz im größtmöglichen Umfang Rechnung, zum Beispiel bei den Vereinbarungen zu den 400 Kilometern Wanderwegen, 700 zugelassenen Kletterfelsen, 100 Kilometern Zugangswegen zu Kletterfelsen, 58 Boofen und 51 Kilometern Radrouten allein im Nationalpark.
An den Gesprächsforen nahmen insgesamt rund 230 Bürgerinnen und Bürger teil.
Weitere Informationen: www.nationalpark-saechsische-schweiz.de
Moderation und Konzeption: Füller & Krüger